Berichte

Wanderwoche Montenegro

Wanderwoche Montenegro 27. Mai - 3. Juni 2018

Organisation: Sepp Schönbächler
Teilnehmer: 17 Clubmitglieder, 1 Gast
Wetter: ganze Woche sonnig und sehr warm

Sonntag, 27. Mai, Bericht und Fotos: Alice Kälin.
In Erwartung auf das für uns unbekannte Land Montenegro fahren wir mit dem ÖV nach Kloten. Problemlos und zügig meistern wir das Einchecken und haben noch genügend Zeit für einen Drink. Nach dem ruhigen Flug nach Podgorica begrüsst uns der Führer Radovan im Flughafen. Auf einer grossen Karte erklärt er uns, mit seinem fundierten Wissen und sprudelnden Wortschatz, seine Heimat und was uns in den nächsten Tagen erwartet. Der Bus steht schon bereit und fährt uns zum Dorf Vranjina am Ufer des Skutarisees. Hier erleben wir bei einer Fischverkäuferin am Strassenrand die ersten Eindrücke dieser genügsamen Bevölkerung. Nach einer kurzen Einlauftour erwarten uns zwei Boote. Gemächlich und ruhig tuckern wir mit ihnen durch die von beiden Seiten üppig gewachsene Natur. Anschliessend wandern wir hinauf zu einem kleinen orthodoxen Kloster, von wo aus wir das eindrückliche Naturparadies bewundern können. Radovan erklärt die Gegend und informiert über Politik, Kultur und Religionen der einheimischen Bevölkerung. Weiter erreichen wir dann auf dem Seeweg das kleine Dorf Virpazar und unser Hotel VIR (auf deutsch: Fass), wo wir die nächsten vier Nächte verbringen.

Montag, 28. Mai, Bericht und Fotos: Theres und Werner Greter.
Heute werden wir ab dem Hotel Vir, Virpazar mit einem Bus ein Stück weit in ein grünes Tal gefahren. Kaum losmarschiert treffen wir im Wald auf zwei Imker, die 25 Bienenvölker betreuen. Honigproduktion spielt in Montenegro eine wichtige Rolle. Robinien, Feigenbäume und wilde Granatäpfelbüsche spenden uns angenehmen Schatten bei dieser Wärme. Radovan pflegt mit einem langstieligen Gertel den Wanderweg während des Wanderns. Mit unzähligen kräftigen Hieben schneidet er gekonnt Brombeerranken und in den Weg hängende Äste zurück. Wir wandern meist auf alten Pfaden, die teilweise steinig sind. Bei einem tiefen Wasserbecken eines Flüsschens kühlen sich einige Mutige unserer Gruppe ab. Wir sehen viele schillernde Libellen und verschiedene Schmetterlinge, begegnen Schildkröten und einer Schlange. Nach einer felsdurchsetzten Steilstufe erreichen wir ein flacheres Stück Boden. Hier pflegt der Vater von Radovan, wie schon dessen Vorfahren, einen kleinen Weinberg. Bei einem Maulbeerbaum dürfen wir süsse, weisse Maulbeeren kosten. Im kleinen Dorf Dupilo geniessen wir bei einem Bauern ein reichhaltiges Mahl unter einer Kiwipergola. Zuerst löschen wir den grossen Durst mit feinem Bergminzensirup. Auch Begrüssungsschnaps und Wein fehlen nicht. Unsere Rundwanderung führt zurück zum Ausgangspunkt, wo der Bus auf uns wartet. Einige legen den ganzen Weg zu Fuss zurück zum Hotel und baden unterwegs nochmals. Der grössere Teil kürzt den Rückweg um eine Stunde ab mit dem Bus. Beim Abendessen übernimmt Annalies Reichmuth die ganze Getränkerunde, nachträglich zu ihrem Geburtstag. Herzlichen Dank.

Dienstag, 29. Mai, Bericht und Fotos: Markus und Ursi Staub.
Heute zeigte uns die orts-, geschichts-, pflanzen- und sprachkundige Judith das Montenegro am 'albanischen' Südufer vom Skutarisee. Nach der Fahrt auf der passähnlichen Panoramastrasse wanderten wir von Ostros durch einen Kastanienwald zum nächsten Dorf Livari. Dort weckten der alte Sitz des Bischofs von Bar und eine Ansammlung von familieneigenen Zisternen zum Sammeln des überlebenswichtigen Trinkwassers unser Interesse. Nach einer kurzen Rast unter einem Maulbeerbaum mit reifen Früchten galt dann ein 'Wau' der unvergleichlichen Sicht auf den Skutarisee mit den gegen Albanien hin aufgereihten Inselchen. Unsere Gastgeber im Dorf Donji Murici erreichten wir - abgedrängt von hohen, den Besitz einfassenden Trockenmauern - quasi mit der 'Mosche ums Dorf'. Die Muslime Julio und Aisha bewirteten uns mit Frischkäse/Spinat-Omeletten, einem feinen, selber hergestellten Käse. Das hier rare und deshalb umso köstlichere Nass in reiner H2O-Form mundete auch eingefleischten Gerstensäftlern. Eine Hochzeitsfoto bot guten Anschauungsunterricht zu Sitten und Gebräuchen und zu Ab- und Auswanderung in dieser Gegend. Mit einem Bad in der Bucht von Murici beschlossen wir die Wanderung.
(Bei der Heimfahrt begleiteten uns die Reben an der hiesigen Weinstrasse. Ebenso begleitete uns hiesiger Wein beim feinen Nachtessen im 'Pelikan'.)

Mittwoch, 30. Mai, Bericht: Bernadette Dittli, Fotos Annelies Reichmuth.
Der Mittwoch stand unter dem Motto des Olivenbaumes. Wir frühstückten wie immer auf der schönen Terrasse mit Blick auf den Skutarisee und die umliegenden Berge. Mit dem Bus fuhren wir dann in Richtung Meer, nach Bar. Auch Bar hat eine bewegte Vergangenheit hinter sich. Die Festung wurde von den Serbischen Dynastien erbaut, später von den Venezianern übernommen, und geriet dann noch später unter die Türkenherrschaft. Moscheen, katholische und orthodoxe Kirchen zeugen vom heute friedlichen, multiethnischen Zusammenleben der Bevölkerung. Wir besichtigen zuerst den ältesten Olivenbaum der Region, er ist ca. 2300 Jahre alt. Er wurde als Friedensbaum zur Symbolfigur. U.a. treffen sich hier 1 x pro Jahr alle drei Glaubensgemeinschaften. Wir starteten dann unsere Wanderung bergwärts. Nach kurzer Zeit gab es bereits den 1. Halt im wunderschönen Garten vom Campingplatz Bartula, wo es auch die ersten Erfrischungsgetränke  gab. Der Besitzer bot uns an, vom Kirschbaum mit den gelben Kirschen zu naschen. Dann ging die Wanderung definitiv los. Sie führte durch ausgedehnte Olivenhaine, vorbei an einem imposanten Bachbett und immer wieder wunderschönen Blumenwiesen bis nach Altbar. In Stari Bar, einer im türkischen Stil erbauten Kleinstadt machten wir in einem lauschigen Gartenbeizli unsern Mittagshalt. Hier wurde uns ein leckerer Vorspeisenteller serviert. Ein Rundgang durch die alte Stadtruine zeigte eindrückliche Spuren aus der venezianischen und osmanischen Zeit. 1979 wurde die Stadt durch ein Erdbeben zerstört. Das Ziel der Nachmittagswanderung war ein Olivenbauer. Wieder einmal wurden wir verköstigt, bevor der Bauer uns einen informativen Vortrag über Olivenbäume hielt. Die Fortsetzung der Wanderung führte nochmals durch Olivenhaine. Mit dem Bus ging es dann zurück nach Virpazar.

Donnerstag, 31. Mai, Bericht: Werner Büeler, Fotos Alice Kälin.
Nach 4 Nächten in Virpazar verladen wir unser Gepäck und verlassen den kleinen Ort. Die kurze Bergfahrt erlaubt herrliche Ausblicke auf den Skutarisee, dessen Ufer sich schon deutlich zurückgezogen haben. Im Hochsommer wird der See bis zu einem Drittel kleiner. Der Abstieg zum Wasser folgt einem Bachlauf der früher bis zu 15 Getreidemühlen angetrieben hat. Mit 2 Booten durchfahren wir die 'Fiordlandschaft' des Sees. Seerosen und Schilfgürtel soweit das Auge reicht. Ohne Schiff wäre das Ufergelände völlig unzugänglich. Die Bootsführer müssen vorsichtig steuern um die schmalen Fahrrinnen nicht zu verfehlen. Die anschliessende kleine Wanderung führt uns zum Dörfchen Drusici wo uns ein lokaler Bauer zum reichhaltigen Imbiss erwartet. Die geräuchten und marinierten Fische schmecken vortrefflich. Im gleichen Raum hat eine Schwalbe ihr Nest gebaut. Eifrig füttert sie ihre Jungen und lässt sich durch uns nicht stören.
Ueber alte Verbindungswege erreichen wir ein anderes Dorf, von wo wir mit dem Bus nach Cetinje, der alten Hauptstadt Montenegros, gebracht werden.  Nach einem Stadtrundgang fahren wir hoch nach Ivanova Korita. Im 1200 müM gelegenen Hotel mit dem stolzen Namen 'Monte Rosa' beziehen wir unser Quartier.

Freitag, 1. Juni, Bericht: Meiri Liebich, Fotos Sepp Schönbächler.
Beim Frühstück meldet Fredi freudig, dass er zum 7. Mal Grossvater geworden ist. Und morgen sind er und Alice 45 Jahre verheiratet. Darum übernimmt er beim Nachtessen alle Getränke. Die heutige Tour wird leicht geändert, weil die Strasse zum Mausoleum gesperrt ist. Das ist uns wurst, den Dichter Nijegoš kennen wir sowieso nicht. Dafür gibt es heute 1300 Meter Abstieg. Auf einer unendlich langen Strassenbaustrecke werden wir zu unserem Start geschaukelt und geschüttelt. Nach einer guten Stunde Abstieg kreuzen wir die Strasse, grad neben einer Wirtschaft, - wunderbar! Nach kurzer Einkehr fahren ab hier drei mit unserem Kofferauto hinunter. Kaum wieder auf dem Weg rutsche ich aus, zerreisse die Hose und verrenke das Knie. Doch, Glück im Unglück: Die paar Schritte kann ich zurück hülpen und Radovan telefoniert dem Chauffeur, dass er nochmal zurückkommt. So werden mir 1000 Höhenmeter geschenkt und ich verliere nur anderthalb Touren. Kotor ist eun schöner Ortt mit allem was eine Stadt braucht: Burg. Stadtmauer, Kirchen, Plätze, Märkter und Geschäfte, aber mit unendlich vielen blöden Touristen von den grossen Kreuzfahrtschiffen. So fahren wir weiter zu unserem nächsten Etappenhotel. Auf einer Terrasse am Meer tafeln wir grossartig, die Tische sind überhäuft mit Platten voller Meeresgetier und -gerümpel. Aber das Unglück verfolgt mich wieder. Wegen meinem Verknackten Knie gehe ich mit einem Stock. Diesen stelle ich hinten an unsere Sitzbank, wo ihn vermutlich ein Kellner wegtschutet. Wie ich ihn so lansam abdriften sehe, freuen sich alle, dass er nicht untergeht. Doch einer reagiert. Er zieht sich aus, steigt ins Wasser, unter lautem lachen und klatschen schwimmt er hinaus und holt ihn. Danke Werner (Bueler)! Danke auch allen, die mir jetzt helfen, Koffer schleppen etc.  Und weiter: essen, trinken, plaudern und lachen....

Samstag, 2. Juni, Halbinsel Lustica. Bericht und Fotos: Erna Rohner und Giusep Hitz.
Nach einem kurzen Fussmarsch durch das malerische Dorf Perast besteigen wir den Bus. Die Fahrt zur Halbinsel Lustica entlang der Küste dauert 1h. Unser Ausgangspunkt für die Wanderung, eine Maggia-Landschaft, oberhalb der Kotor-Bucht ist mit immergrünen Pflanzen bewachsen. Wir wandern abwechselnd durch Wälder und eine offene sehr karge und steinige Landschaft.  Auf dem Weg treffen wir auf alte und zum Teil verlassene, baufällige Bauernhöfe. Zum Mittagessen werden wir bei der Bauernfamilie Erak in Eraci mit einem Glas 'Rakija' empfangen. Das Essen, alles Eigenprodukte,  ist hervorragend und sehr vielseitig. Begleitet von einem guten Tropfen Hauswein. Anschliessend findet eine Hausbesichtigung statt. Im Keller können wir eine alte, versteckte Oelpresse bewundern. Auch die Vorratskammer mit allerlei  aufgehängtem Trockenfleisch darf nicht fehlen.Nach einem einstündigen Fussmarsch geht es hinunter zum Zanjice Badestrand. Das Wasser ist sehr sauber und angenehm zum Baden. Eine willkommene Abkühlung. Die Rückfahrt nach Virpazar führt uns an der Lustica Bay, das neuste Ressort von Sami Sawiris, mit eigenem Hafen und Golfplatz vorbei. Gegen 18 Uhr treffen wir im Hotel Pelikan ein. Nach dem Zimmerbezug geniessen wir den letzten Abend bei einem feinen Nachtessen.

Sonntag, 3. Juni, Bericht und Fotos: Alfred Kälin.
Auch der letzte Ferientag beginnt bei schönster Morgenstimmung. Bereits um 6 Uhr ist Morgenessen und die Verabschiedung von unserem Tourenleiter Radovan Pobor. Seine Frau, Tourenleiterin Judith Schürmann Pobor, hat sich bereits gestern bei einem gemütlichen Nachtessen verabschiedet.
Um halb sieben fährt unser Bus Richtung Flughafen Podgorica und um 08.15 Uhr startet das Flugzeug der Air Montenegro, das uns in einem ruhigen Flug nach Kloten bringt.
Die Wanderwoche in Montenegro war sehr interessant und vielseitig. Wir erlebten nicht nur schöne Wanderungen, sondern erfuhren auch viel über die Geschichte, die Kultur und die verschiedenen Religionen des gebirgigen Montenegro und der umliegenden Länder. Sehr beeindruckend war auch immer wieder die Bescheidenheit und Gastfreundschaft der Landbevölkerung. Herzlichen Dank dem Tourenleiter-Ehepaar Judith und Radovan und unserem Organisator Sepp Schönbächler.

 

 

Sponsoren