Berichte
Skitouren rund um den Piz Bernina
Donnerstag 4.4.: Piz Minor
Ein kleine und feine Gruppe traf sich am Donnerstagmorgen mit Bergführer Urs Horath zu vier Skitourentagen in der Region Pontresina. Das Wetter und hoffentlich auch das Lawinenbulletin liess viel versprechen.Unser Ziel war der Parkplatz Diavolezza Bergstation. Über den Julier liess uns die Schneemenge und deren grosse Nassschneelawinen staunen. Die Fahrt dauerte durch eine Staupause am Julierpass aufgrund eines Unfalles etwas länger. Bei der Bergstation hiess es den säuberlich und wohl überlegt gepackten Rucksack zu entleeren, da es von hier aus auf eine Tagestour ging. Das „Erheblich“ und die späte Startzeit liessen nur eine Mini-Tour zu. Das Tourenziel passte somit super mit dem Piz Minor und dem noch leichtem Rucksack als Einstieg in die Tourentage.Wir starteten in einem gemütlichen Trott das lange Val da Fain hinein. Der Saharastaub liess auch hier den Schnee gelblich leuchten. Kurz vor der Alp la Stretta begann dann doch endlich der Anstieg südwärts hoch zum Piz Minor. Auf dem Gipfel hatten wir einen Blick über unser „Spielgelände“ der nächsten drei Tage. Es sah alles gut eingeschneit aus, wunderbar. Im Windschatten, schweizerisch pünktlich um 12 Uhr, genossen wir unseren Lunch. Urs fand für uns noch ein paar tolle Hänge, bevor dann wieder das lange Tal auswärts „Stöcklä“ angesagt war. Zurück auf dem Parkplatz, die gesamte Hochtourenausrüstung wieder in den Rucksack „moschten“ und ab mit der Bahn auf die Diavolezza, unsere erste Unterkunft. Mit Blick auf unser morgiges Tagesziel Piz Palü genossen wir den Rest des Tages.
Freitag 5.4.: Piz Palü 3899 m.ü.M.
Die Vorfreude ist gross, gehört doch der Piz Palü zu den ganz grossen Klassikern in den Schweizer Alpen. Nach ausgiebigem Morgenessen fahren, wir mit der Stirnlampe auf dem Kopf, von der Diavolezza über erstaunlich guten Schnee auf den Persgletscher ab. Es herrschen super Verhältnisse und es sind kaum offene Spalten zu sehen. Wir kleben uns die Felle auf die Skier und seilen uns an. Bergführer Urs führt die Gruppe im angemessenen Tempo, vorbei an grossen Seracs, teilweise mit Spitzkehren im Zickzack hinauf durch den Gletscherbruch. Im Sattel vor dem Ostgipfel, machen wir unser Ski-Depot und wechseln auf die Steigeisen. In perfektem Trittschnee erklimmen wir über den schmalen, steilen Grat zuerst den Ost- und dann den Hauptgipfel 3899 m.ü.M. Auf dem Gipfel ist die Freude für alle gross, einfach ein toller Berg, der Piz Palü. Der Abstieg erfolgt über die Aufstiegsroute zurück zum Ski-Depot. Es folgt ein weiterer Höhepunkt: Die Abfahrt ist perfekt, mit wundervollen Schwüngen den ganzen Persgletscher hinab, bis es flacher wird. Dort kleben wir nochmals unsere Felle auf die Skier und steigen zu den markanten Felsen des Rifugi dals Chamuotschs (Gemsfreiheit Punkt 3131) zum kleinen Sattel und zum Beginn des Fortezzagrats hinauf. Es folgt eine weitere, wundervolle Abfahrt zum Vadret da Morteratsch. Dort montieren wir für die letzten paar Höhenmeter nochmals die Felle und laufen hoch zum Tagesziel Chamanna da Boval 2494 m.ü.M. Es war ein perfekter Tourentag und in der SAC-Hütte stossen wir auf das schöne Erlebnis an.
Samstag 6.4.: Fuorcla Misaun, Piz Tschierva
«Es geht jetzt erst mal gerade aus. Wollt ihr nicht noch eine warme Jacke anziehen?» Mit diesen Worten startete Urs unseren dritten Tourentag. Von wegen geradeaus! Hindernisse aus Schnee und schon ging’s obsi, im schönsten Morgenlicht der aufgehenden Sonne, nach einer kurzen Pause dann so richtig stotzig hoch zur Fuorcla Misaun. Bald war das Gelände selbst für Spitzkehren zu steil, die Skier wurden auf den Rucksack geschnallt. Wie eine Wühlmaus kämpfte sich Urs durch den lockeren Schnee steil hoch zur Fuorcla, es schien eher rückwärts als vorwärts zu gehen. Als Schlusslicht im Aufstieg konnte ich (und die nachfolgenden Gruppen) von diesem Fitnesstraining profitieren, die Stufen im Schnee waren perfekt. Danke Urs! Das Bier am Abend hast du dir mehr als verdient. Nach einem kurzen Abstieg zum Vadret da Misaun ging’s, wieder mit Skiern, hoch zum Piz Tschierva. Die Abfahrt ins Val Roseg durften wir mit einem «Alpenchnürel» unterbrechen. Der Sulz danach war perfekt, die Abfahrt entlang der grossen Seitenmoräne des Tschiervagletschers ein Traum. Die feine Rösti und den gemütlichen Nachmittag auf der sonnigen Terrasse der neu umgebauten Coazhütte mussten wir uns mit dem Aufstieg bei brennnender Mittagssonne verdienen. Es hat sich gelohnt und ein weiterer Tag mit viel Sonne, schönem Schnee inmitten der Oberengadiner Bergwelt ging zu Ende.
Sonntag 7.4.: Piz Glüschaint 3594 m.ü.M.
Der letzte Tourentag war angesagt. Die Gruppe wollte auf den höchsten Berg im Coaz-Gebiet. Da der Wetterbericht die Nullgradgrenze auf 3800 m.ü.M. ansagte und wir bei idealen Bedingungen rechtzeitig ins Tal fahren wollten, verlegte Urs das Frühstück auf 5 Uhr vor. Um 5 Uhr 40 ging’s mit der Stirnlampe auf dem hartgefrorenen Firn los und wir montierten bald die Harscheisen. Roland suchte vorher noch seine Stöcke, welche vermutlich 2 Stunden früher mit einem anderen Tourengänger mitgingen. Roland nahm dann die Stöcke gleich nebenan, die etwas älter ausschauten, aber einsam dastanden. Schon bald wurde der Schnee weicher und wir konnten auf die Harscheisen verzichten. Urs und Miranda spurten angeseilt in 2 ½ Std. zum Skidepot hoch. Der viele Schnee dieses Winters ermöglichte eine problemlose Routenführung durch den sonst so zerklüfteten Roseg-Gletscher. Gemäss Hüttenwart konnte der Piz Glüschaint wegen den Spalten die letzten zwei Winter nicht bestiegen werden! Beim Skidepot zeigte sich, dass der Routenbeschrieb in der SAC-App keinen Sinn macht. Statt durch die Steilflanke hoch ist es besser, den ganzen Nordgrat zu begehen. Er ist luftig mit super Fels und wenigen Stellen im II. Grad. Nach 3 ¾ h waren wir auf dem Gipfel. Die gleiche Route nahmen wir im Abstieg. Beim Skidepot war es schon fast unerträglich heiss. Die Luft war vom Saharastaub trübe.Nun war das Ziel Pontresina. Im Nuh waren wir im allgemein noch pulvrigen Schnee in der Coaz-Hütte zurück. Nach dem Kaffee ging’s in gutem Sulzschnee zur Langlaufloipe im Rosegtal. Jetzt waren die Skater gefragt. Ab dem Hotel Roseg wurde die Piste aber «pampig» und einige Stellen der Loipe waren schneefrei. Mit der 13.04 Bahn ab Pontresina gingen die Fahrer ihre Autos bei der Diavolezza-Bahn holen. Schon bald genossen alle eine feine Pizza in der Pizzeria beim Bahnhof Pontresina.
Super Wetter, super Schnee … einfach unvergessliche Tourentage. Einen grossen Dank unserem Bergführer Urs Horath!