Berichte

Vom Julierpass zum Piz Kesch

Leitung:  Urs Horath
Teilnehmer:  5 Mitglieder, 1 Gast
Bericht:  Jasmin Knecht
Fotos:  Jasmin Knecht und Urs Horath
Wetter:  3 Tage herrliches Winterwetter, 1 Tag bedeckt

Nicht gerade in 80 Tagen um die Welt - dafür aber in 4 Tagen vom Julier zum Kesch, darauf freuten sich am frühen Donnerstagmorgen 5 Skitüreler plus Bergführer Urs.

Bei Bilderbuchwetter schnallten wir unsere Skier bei La Veduta (2240m) auf dem Julierpass an, und machten uns gemütlich auf durchs Val D`Agnel Richtung Piz Surgonda. Nicht nur die Sonne strahlte uns an, sondern auch zig andere Skitüreler und Schneeschuhläufer, welche hier oben im Schnee ebenfalls die Corona-freie Zone geniessen wollten. Der frühlingshafte Aufstieg im Südhang forderte einiges an Schweissperlen. Nach einer kurzen Geh- und Tragepassage über den Grat durften wir zum ersten Mal Gipfelglück inklusive perfekter Rundumsicht auf dem Piz Surgonda (3195m) geniessen. Es folgte eine abwechslungsreiche Abfahrt nordseitig, welche uns schliesslich zur Jenatschhütte auf 2653m führte. Die Sonnenterrasse vor der Hütte lud förmlich ein, die verlorenen Flüssigkeitsreserven mit einem kühlen Bier wieder aufzufüllen - Viva! Das Thermometer, welches direkter Sonneneinstrahlung ausgesetzt war, zeigte hochsommerliche 35 Grad an, somit erübrigte sich ein Saunagang selbsterklärend…

Nach einer etwas unruhigen Nacht und der Geruchskulisse eines Puma-Geheges (Zitat Lilly) waren alle froh, am nächsten Morgen wieder raus an die frische Luft und auf die Skier zu kommen. Unser heutiges Tagesziel war Bergün, doch natürlich garnierten wir diese Etappe mit einem weiteren 3000er. Der Aufstieg zum Piz Jenatsch (3249m) mit zügigem Wind stand in direktem Gegensatz zum Vortag und gestaltete sich mit seinem Schlussaufstieg durch Schnee und Fels vor allem für einen der Teilnehmer als echte Mutprobe und Premiere. Dank der guten Spurarbeit von Urs und der Sicherheit des Seils meisterten aber alle diese Herausforderung mit Bravour - Gratulesch Conradin! Es folgte eine lange Abfahrt durchs Val Mulix, welche schnee- und sichttechnisch nicht ganz unserem Gusto entsprach. Über die Schlittelpiste am Albula erreichten wir schliesslich Bergün und genossen die wechselwarme Dusche im Hotel Ladina. PS: Harscheisen versus Steigeisen - sind zwar beide aus Metall, aber eben doch nicht ganz dasselbe.

Der dritte Tag stand im Namen des Corona-Virus. Dass dieses kleine Ding ganze Liftanlagen und Skigebiete lahmlegen könnte, hätte bis Dato wohl keiner geahnt… Eigentlich waren es ja auch eher die Vorgaben von Bund und Kanton, welche zu dieser Einschränkung führten. Für uns bedeutete dieser Entscheid, dass wir das heutige Etappenziel nicht via Piz Darlux und Tschimas da Tisch erreichen konnten, da die Sessellifte in Bergün ihren Betrieb just an diesem Samstagmorgen einstellten. So ging es halt statt oben über die Fuorcla Pischa ins Engadin, unten durchs Loch, sprich mit der RHB durch den Albulatunnel nach Madulain. Von der Engadiner Seite her erreichten wir die Es-Cha-Hütte auf 2593m mit Schneegestöber und eingeschränkter Sicht. Die obligate Nusstorte mit Kafi und die gute Wetterprognose für den Sonntag, den Tag der Besteigung des Piz Kesch, entschädigten aber schnell.

Petrus bzw. Meteo enttäuschte uns nicht - das Panorama beim Blick aus der Hütte während des Frühstücks stimmte uns perfekt ein für den bevorstehenden Tag. Durch sanftes Gelände stiegen wir auf bis zur Porta d`Es-Cha (3007m), eine kleine Steilstufe welche zu Fuss überwunden werden muss und den Übergang zum Vadret Porchabella darstellt (Vadret=Gletscher auf rumantsch). Über den Gletscher erreichten wir rasch das Skidepot am Fusse des Piz Kesch. Hier bildeten wir 2 3er-Seilschaften, zückten den Pickel und die Steigeisen und machten uns auf zum Gipfelsturm. Alleine am Berg waren wir an diesem Traumtag natürlich nicht, die vielen steckenden Skis und Splitboards am Depot liessen nichts Gutes erahnen. Wenig später fühlte es sich so an, wie es sich normalerweise erst auf dem Heimweg auf der A3 anfühlt: Stau! Mit ein wenig Geduld und dem Bestaunen aller Gipfel, welche hier auf dieser Höhe ins Blickfeld treten, liess sich diese Wartezeit aber auch überbrücken und wenig später posierten wir auf dem Gipfel des Piz Kesch bzw. des Piz d`Es-Cha (3418m) fürs Gipfelfoto! Nach dem Abstieg zum Depot folgte eine wohlverdiente Abfahrt durch frischen Schnee über die weiten Hänge des Vadret Porchabella. Wir zogen unsere Spuren vorbei an der Keschhütte Richtung Tuors Chants und gelangten schliesslich durch das Val Tuors zurück nach Bergün.

Eine gelungene `Runde` inklusive drei 3000ern durch die Bündner Berge mit allem was dazugehört und noch mehr (Corona!) - danke an unsere wunderbare Natur und natürlich an Urs für die gute Leitung.

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